Günter, Du hast mehr Zeit outdoor als indoor verbracht. Du bist Berg- und Skiführer, Guide für Outdoor Aktivitäten, warst Sicherheitsbeauftragter und Lead Guide für Heliski Unternehmen. Was treibt Dich raus?
Das sind mehrere Faktoren. Zum einen ist die Natur meine Tankstelle. Aus dem Erleben der Natur hol ich mir meine Kraft, egal ob Sonnenschein, Sturm, Schnee oder Regen. Zum anderen ist es meine Bewegungsfreude die mich einfach raus treibt. Es freut mich immer, wenn ich mich bewegen darf.
Hattest Du das schon immer, oder hat sich das entwickelt?
Meine Naturverbundenheit und Bewegungsfreude kenne ich, seit ich mich erinnern kann. Mit sportlichen Eltern entwickelt sich das ganz natürlich.
Du warst auch mal aktiver Leistungssportler. Wie kam es dazu?
Ich bin am Berg aufgewachsen und war einfach fit. In der Pflichtschule habe ich schon erkannt, dass ich sehr leistungsfähig und ausdauernd bin. Und so sind dann die ersten Rennen interessant geworden. Sehr bald ging es dabei um die Kombination von Leistung, Ausdauer und mentaler Kraft. Ein Rennen musste mindestens über 24 Stunden gehen, um für mich interessant zu sein. Die Natur war bei solchen Rennen immer ein zentraler Faktor, weil es auch um Orientierung und Überwindung natürlicher Hindernisse ging.
Du bist Weltrekordler im Skitourenmarathon. Worum ging es da?
Mein Ziel war es, in 24 Stunden einen Berg mit 1.300 Höhenmetern so oft wie möglich aufzusteigen. Pause gab es nur während der 7-minütigen Gondelfahrt nach unten. Da bin ich in Summe 17.011 Höhenmeter in 24 Stunden aufgestiegen und habe damit den Weltrekord aufgestellt.
Wie ging es dann weiter?
Ich bin zum Beispiel vom Zillertal mit dem Rad zum Mont Blanc gefahren und habe diesen unmittelbar nach meiner Ankunft vom Talboden aus bestiegen, bin abgestiegen und wieder nach Hause geradelt. Non Stop. Insgesamt habe ich dafür rund 112 Stunden gebraucht. Es war relativ hart, weil es fast durchgehend geregnet und geschneit hat.
Warum tut man das?
Weil es mir Spaß macht. Zusätzlich haben mich immer schon Bergsteiger wie Hermann Buhl inspiriert. Die sind in ihren jungen Jahren mit dem Waffenrad zu einem Berg gefahren und aufgestiegen. Das hat mich fasziniert.
Wie beeinflussen solche Erfahrungen Deine heutige Arbeit als Bergführer?
In meiner Arbeit heute steht genauso das intensive, individuelle Erlebnis im Vordergrund, es geht aber nicht mehr um meine Grenzerfahrungen. Was ich sicher aus meinen Erfahrungen mitnehme, ist die Sicherheit und Ruhe im Umgang mit der Natur in all ihren Facetten. Vor allem mein Wissen über Wetterentwicklung und die Interpretation der Anzeichen spielen eine grosse Rolle. Davon profitieren heute meine Gäste.
Was war bisher Dein schönstes Erlebnis?
Das eine Erlebnis gibt es nicht. Das Einzige was mich immer wieder geprägt hat ist der Moment in der Natur. Jeder Moment in der Natur ist einzigartig und beeindruckt mich.

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Barbara, Du bist diplomierte Kunstpädagogin, Kreativitätstrainerin und Kunsttherapeutin und vor allem in der Natur tätig. Braucht man da kein Atelier und viel Konzentration in einem geschlossenen Raum? Wie geht das draußen?
Ja, in der Kunsttherapie arbeitet man in abgeschlossenen Sitzungen, Gruppen und Settings. Ich habe einfach die Natur als zusätzliches Werkzeug entdeckt, nämlich als erweiterten Raum und auch als Material. Dies bringt eine wunderbare Reduktion auf das Wesentliche mit sich. In künstlerisch-kreativen Prozessen und in Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung. Draußen kommt man einfach schneller wieder in Bewegung, wenn man irgendwo ansteht. Das Leben kommt wieder in den natürlichen Fluss. Die Arbeit mit den Elementen ist da sehr effektiv.
Gleichzeitig bis Du passionierte Gleitschirm Pilotin und auch mit Gästen im Tandem unterwegs. Gibt es da Schnittpunkte oder ist das einfach eine andere Welt für Dich?
Es gibt sicher Parallelen: Es geht immer um den Menschen. Beim Tandem fliegen steht schon kurz nach dem ersten Treffen der pure Mensch vor mir: da kommen Vorfreude, Nervosität, Angst, Konzentration und Aufregung sehr komprimiert aus der Person heraus, bevor wir noch abgehoben haben. Nach dem Start kommt das Erlebnis und die Emotion in den Vordergrund. Dann ist die Sache komplett und sie bewegt in ihrer vollen Kraft.
Setzt Du das Paragleiten auch in der therapeutischen Arbeit ein?
Ja, wenn es zum Beispiel um die Überwindung von Höhenangst geht. Das ist dann ein zielgerichteter therapeutischer Prozess. Da steht die Begleitung in Form von Vor- und Nachgesprächen im Vordergrund. Und es wird auch öfter geflogen.
Du hast längere Zeit in Argentinien gelebt. Warum gerade dort?
Das war Zufall. Geplant war ein Jahr durch das südliche Südamerika zu reisen. In Argentinien haben mich die Menschen mit ihrer Mentalität und Lebenseinstellung einfach fasziniert und ich bin dann, nach dem einen Jahr auf Reise noch 2 Jahre dort geblieben.
Du bist konzessionierte Reiseveranstalterin für Individual-Reisen. Ganz schön vielseitig. Wie geht das alles unter einen Hut?
Die Aufgaben kommen in Phasen, manchmal in Kombination auf mich zu. Nie alles gleichzeitig oder zu viel. Meine vielseitigen Interessen sind aber sicher keine Zusatzbelastung für mich, sie erfüllen einfach mein Leben. (lacht)
Wohin geht es als nächstes?
Ideen gibt es schon. Es hat mit Kunst und Kultur zu tun. Und mit Sesshaftigkeit. Das ist neu. Ich freu mich schon.